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Wettbewerb Weissenhof2027 – Stuttgart

Respektvoll gegenüber der baulichen Geschichte der Weißenhofsiedlung soll ein klarer und richtungsweisender Ansatz zu den damaligen, sowie heute präsentesten Fragestellungen der Stadtentwicklung aufgezeigt werden. Es drängt sich auch besonders die Frage nach Wohnqualitäten und damit einhergehenden soziokulturellen Quartiersqualitäten der Zukunft auf. In der Wohnungswirtschaft wird mit der Suche nach Wohnraum und bezahlbarem Wohnraum zumeist die Geschossigkeit einer Immobilie bzw. die urbane Verdichtung als Antwort auf steigenden Bodenpreise gegeben. Qualitäten für funktionierende Quartiere bestehen jedoch primär im Zusammenleben und einer zumeist erdgeschossigen Interkation der Bewohner und Nutzer eines Campus bzw. Quartiers werden begleitet vom übergeordneten Leitthema der Nachhaltigkeit und der Ressourcenschonung in allen Lebensbereichen, wie auch dem Bauen.

So muss die Antwort in Stufen zunächst im übergeordneten städtebaulichen und ökologischen Ansatz, der Infrastruktur und damit einhergehender grundsätzlicher Fragestellungen des sozialen Miteinanders gefunden werden. In weiteren Stufen darf die Frage zur technischen Realisierung der Architektur über alle Ebenen der Nachhaltigkeit wie Flächenausnutzung, Flächenbedarf, Materialitäten, Lieferabläufe, Cradle to Cradle, Energieeffizienz und die Wiederverwendbarkeit bis hin zur Nutzungsflexibilität von Gebäuden weiter beleuchtet werden.

Die Außenräume der Weißenhofsiedlung machen hierbei einen klaren architektonischen Ansatz in der baulichen Entwicklungsgeschichte der Mustersiedlung ablesbar. Wohnformen und Straßenräume für PKW’s dienten als geschaffene Alltagsstrukturen der Bewegung zwischen Zuhause und Arbeit als zentraler Bestandteil des täglichen Lebens.

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Städtebau & Landschaft

Quartier Weißenhofsiedlung

Eine zeitgemäße Weiterentwicklung urbaner Quartiere bei knapper werdenden Wohnflächen, sich weiter digitalisierender Arbeitsplätze (Homeoffice) und sich immer weiter transformierender Versorgungsprozesse sollte hier seinen Ansatz finden. Die Reduktion des Individualverkehrs im Quartier sollte dabei an übergeordneter Stelle einer Vision zukünftiger städtischer Quartiere stehen, welche durch Freiraumplanerische und infrastrukturelle Veränderungen einhergeht und sukzessive mit architektonischen Antworten gestärkt und gestützt werden darf.

So werden für die Weißenhofsiedlung 2027 bestehende Straßenräume in Außenräume als Möglichkeitsräume des Zusammentreffens verwandelt.

Teils in befahrbaren oder Wassergebunden Flächen angedacht um auch notwendige Erreichbarkeiten notwendiger infrastruktureller Maßnahmen (z.B. Feuerwehr, Müll etc.) weiterhin sicherzustellen aber auch teilweise ganz aufgegrünt und vollwertig als versickerungsfähige Flächen hergestellt.

 

Konzeptionell und als neue grüne Lunge des Quartiers werden für den Bereich der Weißenhofsiedlung bewusst nur teilweise und richtungsweisende Baumpflanzungen vorgeschlagen, um den bisherigen aussenräumlichen Charakter zu erhalten und im Wesentlichen durch neue Oberflächen zu einem sozialen Gemeinschaftsraum für Bewohner zu transformieren. Die Weißenhofsiedlung erfährt durch die veränderten Stadträume bessere Luftqualität, neue Aufenthaltsqualitäten, weniger Lärm und natürlichen Retentionsflächen im urbanen Raum.

 

 

 

Campus Kunstakademie

Ergänzt wird diese Form der neuen grünen Urbanität in Form eines urbanen Waldes mit einem übergeordnetem Baumraster über den gesamten Campusgelände der Kunstakademie bis zum Beginn der bestehenden Strukturen der Weißenhofsiedlung. In eine Art Skulpturengarten verschiedenster Baumarten gesetzt findet sich darin der Stadtbaustein des Empfangspavillons welcher in der Erdgeschossebene vollwertig öffenbar mit dem Außenraum zu einer Einheit verschmilzt.

 

Die räumlichen Außenbereiche der Kunstakademie finden sich durch den Eingangspavillon und Hochschulneubau in einer klaren aussenräumlichen Neuordnung wieder. Eine klare Nutzung der Topografie und großzügige Öffnung von Außenfläche mit Rampen und Landschaftstreppen schafft zudem einen vielfältig und flexibel nutzbaren, zentralen Campusraum. Die Arena der Künste, welche sowohl bei Sommerfesten oder auch individuellen Themenausstellungen aller Studienschwerpunkte genutzt werden kann.

 

Ein einheitlicher Bodenbelag aus hellem, sandgestrahlten Betonstein verbindet auf der städtebaulichen Ebene des Menschen alle Haltestellen des ÖPNV sowie neu positionierte Busparkplätze mit der Weißenhofsiedlung. Besucher wie auch Bewohner finden sich wie von selbst auf einer Hellen Wegefläche zurecht, welche sich durch bunte Farbpixel im Bodenbelag immer weiter Richtung Weißenhofsiedlung verdichten und gebündelt am Eingangspavillon zu einem bunten Informationsraum verschmelzen.

 

Bestehende Baumgruppen werden im gesamten Quartier wo möglich erhalten oder wo notwendig und möglich wiederverwendet und versetzt.

 

Damit der Campus und die Weißenhofsiedlung künftig hauptsächlich den Fußgängern und Radfahrer vorbehalten werden kann, wird die bestehende Garage der Kunstakademie um eine östliche Tiefgaragenspange als eine Art verkettet Quartiersgarage erweitert. Diese soll vor allem den Bedarf der Weißenhofsiedlung decken und kann im Detail beispielsweise über weitere Split-Level-Ebenen weiter präzisiert werden. Es wird jedoch empfohlen, die Garage unter Berücksichtigung künftiger Mobilitätsansätze in sukzessiven Umwandlungsschritten einer klassischen Quartiersgarage für Carsharing oder Fahrradparken zuzuführen. Dies kann bis hin zur grundsätzlichen Möglichkeit der Umnutzung als Multifunktionaler Veranstaltungsraum, Treffpunkt oder Galleriegarage erfolgen.

 

 

Architektur, Nutzungskonzept & Materialität

Alle vorhandenen Gebäude werden erhalten.

 

Eingang & Pavillon

Nachhaltigkeit, ein hoher Vorfertigungsgrat, die vollwertige Rückbaubarkeit und Wiederverwendung stehen neben einem räumlich den funktionalen Abläufen untergeordnetem Raumkonzept als oberster Leitsatz. Überwiegend als Holzrahmenbau, mit möglichst aus unbewehrtem Beton hergestellten Bauteilen für besondere Anforderungen an Feuerbeständigkeit, entsteht ein Baukörper welcher seiner Funktion als Pavillon in allen Ebenen mit größter Transparenz zwischen Innenraum und Außenraum gerecht werden soll. Die vollflächige Öffenbarkeit der Erdgeschossigen Pfosten-Riegel-Fassade schafft die Möglichkeit den Pavilloninnenraum, bestehend aus Empfang, Foyer, Shop und Café mit dem Außenraum zu einem hybriden Erlebnis und Ausstellungsraum verschmelzen zu lassen.

 

 

Introvertierte und informelle Nutzungen wie Büroflächen, Isolierte Ausstellungsbereiche oder auch Veranstaltungsräume finden sich geborgen im Obergeschoss angeordnet. Die Dachfläche wird als Grüner Dachgarten mit intensiver Dachbegrünung und angedachten Baumpflanzungen zu einem urbanen Retentionsbereich mit hoher Biodiversität.

 

Neubau Kunstakademie

Tageslichtorientierte Räume wo notwendig und die klare strukturelle Organisation möglicher fachlich zusammenhängender Bereiche aber auch Lastansätze wie beispielsweise der der Bildhauerwerkstätten im Erdgeschoss bilden hier den übergeordneten Leitgedanken, ebenso wie eine städtebauliche Durchlässigkeit des Erdgeschosses, um die Ebene der bisherigen Campus „Rückseite“ mit dem Eingangsbereich zu Campus und Weißenhofsiedlung zu verbinden. Es wird eine detaillierte Weiterentwicklung des Nutzungs- und Grundrisskonzepts im Dialog mit Allen Fachbereichen und Nutzern des Gebäudes auf deren Bedürfnisse zugeschnitten, angedacht.

 

Integriert im Gesamtkonzept des Areals wird für das Gebäude eine nachhaltige Holzhybridbauweise angedacht und die Aktivierung aller Dachflächen als Retentionsdächer.

 

Bruckmannweg 10

Gezeichnet von klaren Begrenzungen durch geschlossene Gebäudewände auf der Seite der Experimentierfläche und halbhohe bis überhöhte Einfriedungen von Gärten auf der Seite des Wohnblocks im Bruckmannweg bilden den aktuellen Charakter des Quartiers hier mit besonders schwerer Anmutung aus.

Die Fußgängerebene im Erdgeschoss soll daher aufgebrochen werden und als durchgängiger Grünraum mit Zonierung von öffentlichen und privaten Bereichen durch halbhohe Strauchpflanzungen zu sozialer Interaktion führen.

Als zentrales Experimentierfeld der sozialen und städtebaulichen Intervention wird ein „Share Point“ für vielfältigste Bedürfnisse eingerichtet. Als Modulare Holzbauraster mit vielfältigen Add-On Modulen laden das Feld und die Nutzungsmodule und zur sozialen Interkation ein und bilden gleichzeitig einen Weitblick für die angedachten zukünftigen Quartiersstrukturen.