3. Platz Mehrfachbeauftragung „Wohnquartier in der Sudetenstraße“ – Wertingen
Wir freuen uns über den 3. Platz bei der Mehrfachbeauftragung „Wohnquartier in der Sudetenstraße“ der Baugenossenschaft Wertingen.
In Zusammenarbeit mit den Landschaftsarchitekten der Planstatt Senner GmbH konnte unser Entwurfsvorschlag die Jury zum 3. Platz überzeugen.
Städtebau und Erschließung
Im ersten Bauabschnitt entstehen insgesamt vier 2+D-geschossige Baukörper, die sich um eine zentrale Quartiersmitte gruppieren. Diese Multifunktionsraum fungiert als pulsierendes Herz des Quartiers und stellt den direkten Verbindungspunkt zwischen der nördlichen Sudentenstraße und der südlichen Straße Am Weyhenberg her. Die Erschließung der Quartierstiefgarage erfolgt, verkehrsoptimiert gelegen, über die Sudetenstraße, während zusätzlich angelegte oberirdische Parkplätze – im Süden Am Weyhenberg, im Osten über die Schlesierstraße und zusätzlich entlang der neu gestalteten Sudentenstraße – den Besucherverkehr optimal unterstützen.
Architektur und Materialität
Die einzelnen Gebäude sind als wirtschaftliche 4-Spänner konzipiert und gewährleisten eine durchmischte Wohnungstypologie, die sowohl vielfältige Bedürfnisse als auch eine optimale Orientierung berücksichtigt – jede Wohnung ist stets zu mindestens zwei Seiten ausgerichtet und durchgehend barrierefrei gestaltet. Die unterschiedlichen Wohnungstypen lassen sich je Geschoss modular anordnen um so einen gezielten und individuell abgestimmten Wohnungsmix zu erreichen. Die Bauweise setzt insgesamt auf eine nachhaltige Holzhybridbauweise, was sich auch in der natürlich vergrauten Lärchenfassade konsequent wiederfindet und den natürlichen Charakter des Quartiers unterstreicht. Als Holzbau mit serieller Vorfertigung von Wänden, Böden und Decken kann Terminsicherheit, Qualität sowie eine kürzere Bauzeit realisiert werden. Ergänzt wird das Konzept durch wirtschaftliche Aluminiumstehfalzdächer, die mit einem Recyclinganteil von über 90 % überzeugen.
Freiraum- und Gemeinschaftskonzept
Das Freianlagenkonzept verfolgt das Ziel, eine enge Verzahnung von Umgebung und Wohnquartier zu schaffen. Dabei werden bestehende Strukturen berücksichtigt, um ein ausgewogenes Angebot an Nutzungsmöglichkeiten für die Bewohner zu gewährleisten. Der Außenbereich gliedert sich im Wesentlichen in vier Bereiche:
1. Biotop im Süden (Biodiversitätsbausteine)
2. Grüne Fugen zwischen den Baukörpern (Regenwasserversickerung)
3. Gemeinschaftsflächen (Quartiersmitte und Treffpunkt)
4. Zuwegung (Erschließungsflächen, Straßenraum und Parkierung)
Ein zentrales Element bildet die naturnahe Gestaltung entlang der Südseite, die als Rückgrat und grüne Filterzone
fungiert. Sie dient dem Höhenausgleich zwischen dem bestehenden Umfeld und der neuen Bebauung. Hier
entstehen Bereiche mit Bausteinen wie Totholz, Steinriegeln und artenreichen Blütensaumstrukturen, die als Lebens-
und Nahrungsgrundlage für Insekten und Vögel dienen.
Zwischen den Baukörpern entstehen in den sogenannten grünen Fugen Mulden, in die das Regenwasser von den Dachflächen eingeleitet wird. Es wird dort verdunstet und abgeleitet, wobei die Vegetation der Mulden an die wechselfeuchten Bedingungen des Standorts angepasst ist. Die Quartiersmitte sowie der östlich gelegene Quartierstreff dienen als Kommunikations- und Begegnungsräume. Diese Bereiche sind schattenspendend und baumbestandene Treffpunkte, die eine hohe Nutzungsoffenheit bieten. Im weiteren südlichen Bereich befinden sich Hochbeete für den gemeinschaftlichen Anbau von Obst und Gemüse
sowie ein Kleinkinderspielbereich für die Bewohner. Zentral am Quartiersplatz gelegen, findet sich zusätzlich ein Gemeinschaftsraum, der nicht nur den sozialen Zusammenhalt stärkt, sondern auch vielfältige Community-Nutzungen ermöglicht – von Hobbywerkstätten über Festivitäten bis hin zu literarischen Treffen.
Die fußläufigen Zuwegungen zu den Gebäudeingängen sind ausreichend dimensioniert und betonte Zugangszonen sorgen für eine klare Orientierung. Um mögliche Konflikte zu vermeiden, sind die Parkierung und die Erschließungswege am südwestlichen Quartierseintritt separat geführt. Weitere Stellplätze befinden sich im südöstlichen Bereich sowie entlang der Sudetenstraße. Alle Stellplätze werden mit Rasenfugenpflaster ausgestattet, um eine versickerungsfähige und begrünt Fläche zu gewährleisten.
Regenwasser- und Klimakonzept
Das Ziel des Regenwasser- und Klimakonzepts ist die Umsetzung eines dezentralen Systems, das das natürliche Wasserdargebot berücksichtigt und auf das Verhältnis von Verdunstung, Abfluss und Versickerung setzt. Das anfallende Regenwasser von den Dachflächen wird möglichst pflanzenverfügbar gemacht und zunächst in einem Retentionsraum oberhalb der Tiefgarage gespeichert. Auf der Tiefgaragendecke entsteht mit Hilfe von Retentionsboxen ein Speichervolumen zur Zwischenspeicherung des Regenwassers. Über einen Low-Tech-Ansatz mit Kappillardochten und horizontalem Speichervlies gelangt Feuchtigkeit zu den Pflanzbereichen. Mulden mit speziellen Substrataufbauten reinigen das Regenwasser mikrobiell und auch partikular, bevor es in den Pflanzenbereichen verwendet wird.
Ökologie und Nachhaltigkeit
Die Nutzung der Dachflächen für Photovoltaikanlagen fügt sich nahtlos in das nachhaltige Gesamtkonzept ein. Im Sinne des Cradle to Cradle Prinzips soll im Bauablauf möglichst viel Abfall durch die Vorfertigung resourcenschonend reduziert werden um den ökologischen Fußabdruck der Quartiersentwicklung zu optimieren. Dies wird zusätzlich durch den höchstmöglichen Einsatz recyclebarer sowie nachwachsender Baustoffe unterstützt. Diese ganzheitliche Planung verbindet städtebauliche, soziale und ökologische Aspekte zu einem zukunftsorientierten Quartier, das die Bedürfnisse moderner Stadtentwicklung in Einklang mit Nachhaltigkeit und Gemeinschaft stellt.
Es wird empfohlen in Verbindung mit dem zweiten Bauabschnitt ein gesamtheitliches Mobilitätskonzept für E- Mobilität, Sharingangebote und Quartiersmobilitätsangeboten zu Entwickeln um eine Entsiegelung der Flächen durch den Stellplatzbedarf zu ermöglichen.